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metamorphose
Das Nächste, was einem auffällt, ist dass Bewegung beginnen
und enden kann, und dass Veränderungen aussen und
innen nicht unabhängig voneinander zu sein scheinen. Mit
anderen Worten, die Elemente verändern sich, verwandeln
sich vielleicht sogar ineinander.
Was verursacht oder erlaubt diese Veränderungen ? Was
auch immer es ist, es muss etwas Fundamentales sein, wie
die vier Elemente. Lasst mich es daher einfach das fünfte
Element, e5, nennen.
Freier Wille scheint Teil von e5 zu sein. Es ist möglich,
einen Löffel anzuheben und ihn dann wegzuwerfen, d.h. etwas
aussen, das ruht, in Bewegung zu setzen (ero→emo).
Freier Wille kann jedoch nicht identisch zu e5 sein, da manche
Dinge viel schwieriger zu kontrollieren sind (versuche
mal, einen Baum anzuheben) und sich Dinge ständig ohne
bewusste Einflussnahme wandeln.
Freiheit im Innern des Geistes scheint grösser zu sein als
aussen. Es ist viel einfacher, einen Baum im Geiste hochzuheben
als einen echten Baum aussen. Aber lasst mich die
Dinge aus einem anderen Blickwinkel angehen: Aussen
ruhen im Schnitt mehr Dinge, als sich bewegen, während im
Inneren des Geistes die Dinge fast immer fliessender sind.
Ein Baum zum Beispiel ist in den meisten Situationen
in Ruhe, abgesehen von ein bisschen Bewegung der Blätter
und vielleicht der Äste. Wenn man aber die Augen schliesst
und versucht, sich einen ruhenden Baum vorzustellen, wird
es nach ein paar Sekunden sehr schwer, den Baum in Ruhe
zu halten und nicht zu anderen Gedanken abzuschweifen.
[bild]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Schnitt aussen
Aktivität erforderlich ist, um die Dinge in Bewegung zu
bringen, während innen Aktivität erforderlich ist, um
die Dinge in Ruhe zu halten. Abstrakter ausgedrückt, sind
emo und eri daher aktiv, ero und emi passiv. Ausserdem
widersetzt sich, was aussen ist, im Durchschnitt stärker der
Bewegung als was innen ist. Also sind emo und ero hart
(aussen), emi und eri sind weich (innen). Was sich bewegt,
tut dies gewöhnlich in verschiedene Richtungen. Was ruht,
scheint also zu binden, was sich bewegt, scheint zu lösen.
emo |
bewegt |
aussen |
aktiv |
hart |
lösen |
ero |
ruht |
aussen |
passiv |
hart |
binden |
emi |
bewegt |
innen |
passiv |
weich |
lösen |
eri |
ruht |
innen |
aktiv |
weich |
binden |
e5 |
verwandelt die obigen elemente |
Eine Kamera kann nur ero und emo aufzeichnen, und
damit nur Übergänge ero↔emo, währenddem Übergänge
zwischen innen und aussen ganz unmöglich scheinen. Die
persönliche Erfahrung könnte aber eine etwas andere sein,
wenn auch ein wenig paradox, wie folgt.
Wenn man entspannt eine Szene draussen beobachtet,
wie etwa am Strand, ruht normalerweise das meiste, aber
es hat auch etwas Bewegung. Wenn man dann die Augen
schliesst, sind in meiner Erfahrung die wenigen Dinge, die
unmittelbar nach dem Schliessen der Augen sichtbar sind, die
wenigen Dinge, die sich bewegt hatten, aber eingefroren
in der Bewegung, also offenbar ein Übergang emo→eri, ein
Übergang, bei dem die Aktivität erhalten bleibt.
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Dementsprechend würde Passivität aussen zu Passivität
innen führen, ero→emi. Aktiv erzeugte Veränderungen
aussen, was öfters bedeutet, etwas in Bewegung zu setzen als
umgekehrt, braucht typischerweise zuerst einen aktiven Fokus
im Inneren. Daher würden Übergänge innen↔aussen
in beide Richtungen vorkommen, emo↔eri und ero↔emi.
Bewegung aussen kann auch ohne viel Aktivität innen
entstehen und vergehen, z.B. wenn ein Apfel von einem Baum
fällt. In ähnlicher Weise können solche Dinge auch innen
geschehen ohne viel Aktivität draussen. Also gäbe es offenbar
auch Übergänge emo↔ero und emi↔eri. Alles in allem,
offenbar ein Kreis ero↔emo↔eri↔emi↔ero, während
andere Übergänge zumindest weniger häufig wären.
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Die Elemente könnten sich a priori an sechs Schnittstellen
berühren: emo-ero, emi-eri, emo-emi, ero-eri, emo-eri,
emi-ero. Jede Schnittstelle zwischen den Elementen muss
unbeobachtbar sein, denn sonst wäre sie etwas, das innen
oder aussen wahrgenommen würde, d.h. sie wäre eines
der vier Elemente. Das gleiche Argument lässt sich natürlich
auch für e5 anführen.
Lasst mich mir die Schnittstelle innen-aussen als unendlich
dünne Membran vorstellen. Und stellen wir uns zum
Beispiel einen Klecks ero an der Grenzfläche vor. Wenn
der Klecks passiv bliebe, könnte er zu fliessen beginnen
während er nach innen durchdringt, zu emi werden, oder
umgekehrt rum, und analog wäre es mit emo und eri.
[bild]
Da die Schnittstellen zwischen den Elementen unsichtbar
wären, genau wie e5, könnten sie a priori beliebig komplex
sein, so dass das obige Bild a priori vielleicht nur eine
der einfachsten Möglichkeiten wäre, sie zu sehen.
spuren
-
Wenn der freie Wille oder das beobachtende Selbst ein Teil
von e5 ist, was ist dann der Rest ? Ursache und Wirkung,
Schicksal, Bestimmung, der freie Wille der anderen, das
eigene oder kollektive Unbewusste ? Die Quantenmechanik hat
die erste Annahme etwas relativiert, oder vielleicht auch nicht.
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Welche Eigenschaft der Frage ob freier Willen oder nicht führt
zu Millionen von Variationen, wenn man darüber nachdenkt ?
Könnte das vielleicht sogar tatsächlich die Auswirkung vieler
“Verwandlungen” im Kopf sein, sogar in Kreisen, was immer
das genau bedeuten mag ?
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Die Freiheit, einen Löffel anzuheben, bedeutet nicht automatisch
die Freiheit der Wahl, ob man den Löffel anheben
möchte oder nicht.
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Wenn ich sage, dass draussen mehr Dinge ruhen als sich bewegen,
dann meine ich das in einem ganz bestimmten Sinn:
relative makroskopische Bewegung auf Zeitskalen, die ein Mensch
wahrnehmen kann.
Auf langen Zeitskalen bewegen sich alle Dinge; mikroskopisch
gesehen ist alles in Bewegung, denn Wärme ist nichts anderes
als die zufällige Bewegung von Atomen oder Molekülen.
Wenn ich meinen Kopf drehe, bewegen sich alle Objekte, aber
die relative Bewegung zwischen ihnen bleibt gering.
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Manche Dinge aussen bleiben in Bewegung, aber oft auf eine
Art und Weise, “die durch sich wandeln ruht”, was an
Heraklit erinnert, wie ein Fluss, der trotz seines fliessenden
Wassers gleich bleibt, oder wie oft Wellen im Meer, die sich
gewissermassen periodisch bewegen und ihre durchschnittliche
Grösse und Form nur über längere Zeiträume drastisch
verändern als dies unmittelbar wahrnehmbar ist. Sich schnell
bewegende Wolken hingegen können ganz unterschiedliche
Formen annehmen. Und so weiter; alles in allem ist die
Einstufung von aussen als “hart” nicht absolut.
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Die Herangehensweise an die Natur hier ist konsequent
zentriert auf die menschliche Perspektive, auf die direkte
Erfahrung der Natur. Die moderne Wissenschaft unterscheidet sich
in der Regel davon, indem sie versucht, einen Standpunkt zu
wählen, von dem aus ein Problem leicht zu beschreiben ist.
Das älteste Beispiel dafür ist die Astronomie, die durch
sonnenzentrierte Berechnungen stark vereinfacht wurde, anstatt
viele willkürliche Epizyklen in geozentrischen Berechnungen
zu verwenden.
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Die moderne Wissenschaft ist ein sehr wertvoller Begleiter für
den vorliegenden Ansatz, insbesondere um zu helfen, naive
Fehler auszuschliessen.
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Können meine Beobachtungen über Bewegung, Aktivität und
Härte aussen und innen formalisiert und damit bewiesen werden ?
Wie würde eine solche mathematische Darstellung
aussehen ? Auf welchen Annahmen würde sie beruhen ?
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In jedem geschlossenen System kann die Entropie, grob ein
Mass für die Unordnung, bestenfalls konstant bleiben, meist
nimmt sie jedoch zu. Mit der Zeit zerfallen makroskopisch
gerichtete Bewegungen und Strukturen in mikroskopische
Zufallsbewegungen, die per Definition Wärme sind. Das Leben
entgeht diesem Schicksal, indem es in offenen Systemen
operiert, indem es Unordnung in die Umwelt exportiert. Auf
diese Weise können Lebewesen aus mikroskopischen Samen zu
komplexen Strukturen heranwachsen, und Tiere können immer
wieder gerichtete Bewegung erzeugen.
Da die Wissenschaft die Aussenwelt als überwiegend unbelebt
und den Geist als in einem Stück organischer Materie, dem
Gehirn, angesiedelt ansieht, sagt sie voraus, dass Bewegung
aussen dazu neigt, zu verschwinden, während es dem bewussten
Geist innen schwer fällt, sich auf etwas zu konzentrieren,
weil viele meist unbewusste Aktivitäten im Gehirn die Dinge
immer wieder aufrütteln.
Die Wissenschaft ist also im Wesentlichen mit den bisher
vorgestellten Überlegungen vereinbar, mit Ausnahme der qualitativen
Vorstellung der Wissenschaft, dass die Erzeugung von
Bewegung im Inneren des Geistes aktiv ist und Energie
erfordert, wie aussen. Das könnte aber auch einfach an der
Sichtweise der Wissenschaft liegen, die nur Sachverhalte in
der äusseren, materiellen Welt betrachtet und damit innere
Vorgänge, wie sie von innen erlebt werden, vielleicht gar nicht
beschreiben kann…
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In der Meditation wird die Ruhe des Geistes (eri) oft dadurch
zu erreichen versucht, indem man den Geist aktiv auf etwas
fokussiert und so emi reduziert.
Ist Bewegung Zeit ? Wenn man einfach aussen an einem
ruhigen Ort sitzt, bleibt die Zeit nicht stehen, obwohl es aussen
keine Bewegung (emo) gibt, aber Menschen, die meditieren
und so auch emi reduzieren, berichten oft, dass sie fühlen,
dass die Zeit sich verlangsamt oder gar stehen bleibt.
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Im täglichen Leben erscheint die äussere Welt oft grösser
und stärker als die innere. Wenn man ein Fahrrad betrachtet
und dann die Augen schliesst, kann man sich das Fahrrad
recht schnell innen vorstellen, aber wenn man sich dann z.B.
vorstellt, dass man dem Fahrrad Flügel hinzufügen würde,
und die Augen wieder öffnt, wird man normalerweise kein
geflügeltes Fahrrad vor sich sehen.
Umgekehrt kann man normalerweise alles draussen verschwinden
lassen, indem man einfach die Augen schliesst (“schwarz
werden lässt”, ero), oder man kann den Kopf drehen oder
weggehen, so dass der Einfluss auf das, was man draussen
sieht, in diesem Sinne unmittelbar sehr gross ist.
Einem Fahrrad draussen Flügel anzubauen, ist schon auch
möglich, aber härtere Arbeit, weil die Aussenwelt härter ist.
Es erfordert mehrere Schritte mit eri (Planung, Fokussierung),
die dann über emo zu einer anderen Anordnung von
ero, einem geflügelten Fahrrad, führen.
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In Die Welt als Wille und Vorstellung, stellt Schopenhauer
den Willen vor eine Unterscheidung von Subjekt und Objekt:
“[…] als Gefühl besitzt, dass nämlich das Wesen an sich
seiner eigenen Erscheinung, welche als Vorstellung sich ihm
sowohl durch seine Handlungen, als durch das bleibende
Substrat dieser, seinen Leib, darstellt, sein Wille ist, der das
Unmittelbarste seines Bewusstseyns ausmacht, als solches aber
nicht völlig in die Form der Vorstellung, in welcher Objekt
und Subjekt sich gegenüber stehn, eingegangen ist; sondern
auf eine unmittelbare Weise, in der man Subjekt und Objekt
nicht ganz deutlich unterscheidet, sich kund giebt, jedoch
auch nicht im Ganzen, sondern nur in seinen einzelnen
Akten dem Individuo selbst kenntlich wird; – wer, sage ich, mit
mir diese Ueberzeugung gewonnen hat, dem wird sie, ganz
von selbst, der Schlüssel werden zur Erkenntniss des Innersten
Wesens der gesammten Natur, indem er sie nun auch
auf alle jene Erscheinung übertragt, die ihm nicht, wie seine
eigene, in unmittelbarer Erkenntniss neben der mittelbaren,
sondern bloss in letzterer, also bloss einseitig, als Vorstellung
allein, gegeben sind.” (§ 21)
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Normalerweise gibt es weniger emo als ero und weniger eri als
emi, aber emo und eri verschwinden im Durchschnitt nicht.
Die Übergänge müssten also ausgeglichen sein und/oder in
Schleifen wiederkehren.
Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft wäre die Quelle
der wiederkehrenden Aktivität die Sonne. Die Erde empfängt
von der Sonne etwa die gleiche Energiemenge wie das Licht,
das sie ins Universum zurückstrahlt, weshalb die Temperatur
der Erde ungefähr konstant ist. Da die Erde jedoch Energie
von einem einzigen Punkt im Weltraum empfängt und Energie
in alle Richtungen abgibt, exportiert sie effektiv Entropie
in den Weltraum, wodurch Leben auf der Erde bewahrt wird.
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Wenn innen etwas ruht und man passiv bleibt, beginnt es zu
fliessen und sich zu verändern, aber innen aktiv sein scheint
generell nicht Ruhe zu erzeugen, scheint oft das umgekehrte
zu tun.
Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt, aber persönlich tendiere
ich zu den folgenden Perspektiven, die die Sichtweise des
Haupttextes bewahren und die zusammen mit vielen Dingen,
die aus der menschlichen Geschichte über Zeitalter und Kulturen
hinweg dazu passen würden (siehe spätere Abschnitte),
ein kohärentes Bild von fast allem im Leben ergeben würden.
Diese Sichtweise scheint sehr universell zu sein, etwas, das
auf jede Form von Leben mit einem Bewusstsein seiner selbst
überall im Universum zutreffen würde, und daher scheint
öffentliche Bewahrung und irgendeine Form der Bekanntmachung
von höchster Wichtigkeit zu sein, oder, wenn nicht
sicher, wahrscheinlich immer noch besser, sie zu bewahren
und ein bisschen bekannt zu machen, nur für den Fall.
Vielleicht finde ich oder jemand anderes eines Tages eine
unmittelbar überzeugendere Perspektive zu meiner Idee, oder
etwas teilweise oder ganz anderes; ich bin kein Gott oder eine
Göttin, nur jemand, der über diese Dinge nachdenkt.
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Das altgriechische Wort psychê, welches u.a. auch Platon für
“Seele” verwendete, bedeutete unmittelbar auch Schmetterling.
Ein Schmetterling fliegt von Blume zu Blume, bleibt mal
länger, mal nur kurz, und fliegt anscheinend zufällig weiter.
Die Blumen könnte man als einzelne Worte oder Bilder oder
andere Inhalte interpretieren, welche auftauchen würden (emi),
in moderner Sicht aus dem Unbewussten, dann würde der
bewusste Geist für ein kurze Zeit bei ihnen verweilen (eri), sie
aktiv still halten, and dann würden sie wieder verschwinden
(emi), wieder ins Unbewusste zurücksinken.
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In Homers Odyssee, reist Odysseus von Insel zu Insel zurück
nach Hause nach Ithaka. Dieses Gedichtsepos war vertretbar
das erste Mal, wo eine neue Art von Denken beschrieben
wurde, eine, die heute praktisch allgegenwärtig ist, zumindest
in Kulturen, die von den alten Griechen beeinflusst wurden.
Ist also Odysseus mit seinem Schiff wie ein Schmetterling und
die Inseln wie Blumen ?
[image]
Auf seiner Reise, bekommt Odysseus Hilfe von Athene (auch
in Träumen) und auch subtil von Zeus, wohingegen Zeus’
scheinbar archaischerer Bruder Poseidon die Rückkehr zumindest
erschwert. In der Antike war Poseidon auch verantwortlich
für Erdbeben, also vermutlich auch für aus dem Meer
auftauchende Inseln, welche meist vulkanischen Ursprungs sind.
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Wenn man ein Wort wie “Insel” in bewussten Betrachtungen
benutzen will, wie kann man es bewusst aus dem Gedächtnis
abrufen ? Man kann nicht “Insel” selbst zum Abrufen von
sich selbst benutzen, und wenn man “Insel” via ein Bild oder
einen anderen “Platzhalter” abrufen würde, wie hätte man
denn den Platzhalter zuvor abrufen können ? Es scheint, dass
Abrufen kein vollständig bewusster Vorgang sein kann.
Ähnlich wäre ein Gedankengang vielleicht kein völlig bewusster
Vorgang. Er kann bewusst wahrgenommen werden, aber
vielleicht nicht in der Art erzeugt werden, oder nur indirekt.
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Der Messvorgang in der Quantenmechanik kommt einem da
in den Sinn, wo ein wohldefiniertes bewusst registriertes
Resultat (etwas statisches?) durch den “Kollaps der Wellenfunktion”
zustande kommt.
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Insgesamt ist mein Zugang über ein Selbst in einem kontemplativen
Zustand, wo es beobachtet was aussen und innen
vor sich geht. Aussen tendieren Dinge dazu, zu ruhen; sie in
Bewegung bringen ist oft schwer; innen tendieren Dinge dazu,
sich zu bewegen; sie zur Ruhe zu bringen ist oft schwer.
Man könnte einwenden, dass das übersieht, dass das Selbst
Teil wäre von dem, was innen vor sich geht, dass vieles von
dem, was innen vor sich geht, das Resultat von unbewussten
Vorgängen wäre, aber das ist keine unmittelbare Beobachtung,
das ist eine Theorie, die bereits auf mehreren Annahmen
beruht, auf mehr als unmittelbar kontemplative Beobachtung.
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Übrigens scheint das lateinische ‘contemplatio’ die ursprüngliche
Übersetzung von ‘theōría’ der griechischen Philosophie
gewesen zu sein. Ich verwendete ‘Kontemplation’ als ruhige,
entspannte Art von Beobachten, die nicht versucht, mit dem
zu interferieren, was aussen oder innen vor sich geht.
Zur Entwicklung von ‘theōría’ in der antiken griechischen
Philosophie siehe z.B. Andrea Nightingale’s Spectacles of Truth
in Classical Greek Philosophy (Cambridge University Press,
2004). Es ist interessant, dass sich theōría erst auf tatsächliche
Reisen bezog, üblicherweise in eine andere Polis um ein
religiöses Ereignis mitzuerleben und bei der Rückkehr darüber
zu berichten, und es dann “nach innen reiste”…
In der Antike wurden Texte üblicherweise nicht still gelesen,
sondern laut hervorgelesen, daher auch zum Beispiel die
Hexameter in Homers Werk. In diesem Sinn, würde
Verinnerlichung wahrscheinlich auch eine Weiterentwicklung eines
Selbst spiegeln, welches gelernt hat, still und unsichtbar innen
zu kontemplieren.
Dementsprechend waren frühe ‘sophoi’ (Weisen) wie Thales,
Heraklit und Pythagoras in vielerlei Hinsicht praktisch tätig,
engagierten sich in Politik, Wirtschaft, Religion und mehr,
Platon schon weniger, obwohl er versuchte, seine Vorstellungen
von einem perfekten Staat im Ausland zu verwirklichen,
und Aristoteles schrieb über all diese Bereiche und war ein
Lehrer des jungen Alexander des Grossen, war aber selbst
nicht mehr aktiv beteiligt.
Wie Andrea Nightingale herausfand, ist Platons Höhlengleichnis,
das wahrscheinlich berühmteste Gleichnis der Philosophie,
im unmittelbaren Sinn ein Versuch, seinen Mitathenern
eine virtuelle Form von ‘theōría’ zu zeigen und erklären, eine
Reise in die Welt der Ideen und Formen, mit wohl auch der
Absicht, Konflikte mit der Macht zu verhindern, wie denjenigen,
die seinem Idol Sokrates das Leben gekostet hatten.
Über meine Zeitgenossen verzweifeln, oder vielleicht eher nur
fast verzweifeln, ist natürlich auch das Schicksal jedes
Entdeckers von etwas Neuem, wie ich nur allzugut weiss. Ich
würde gewiss Odysseus’ Wahl in Platons Staat folgen, das
Schicksal eines gewöhnlichen Mannes wählen, eine Familie,
Kinder haben, und so weiter.
Hey, die Odyssee, viel mehr als die Ilias, scheint mir die erste
virtuelle theōría zu sein, die wahre Quelle von fast allem, das
heute in dieser Welt ist, und die Mutter von dem hier…
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Die ursprüngliche Idee ist von 2004, Zweifel um aktiv/passiv
innen von 2024, wie sähe es denn 2044 aus ? Ich persönlich
träume einfach immer noch davon, die ursprüngliche Idee
vollständig wiederzugewinnen, da sie so wunderschön ist und
so vieles aus einem erklären würde …
Ich habe kein Element Luft in meinem Geburtshoroskop, was
es meinem Denken anscheinend an Ruhe mangeln lässt,
ausser bezüglich meinem Saturn/Chiron in den Fischen, welche in
meinem Modell der Sternzeichen hauptsächlich aus Luft
bestehen würden. Im antiken Griechenland gewann in der zweiten
Hälfte des Widderzeitalters das entgegengesetzte Zeichen
Waage an Bedeutung, das mittlere Luftzeichen, welches Feuer
und Wasser in der Balance hält, daher entstand da auch
innere Kontemplation. Luft muss ruhen, sonst läuft sie Gefahr,
wahrhaftigt unsichtbar zu bleiben, daher Luft-Ruhe-eri. Und
eine “final edition” dieser Website als Buch im Jahr 2025,
Dornröschen träumend hier, und vielleicht Raum und Musse
für andere Publikationen.
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