psyche

Da die unmittelbare Erfahrung des Lebens im Wesentlichen entlang des Kreises der Elemente verlaufen würde, würde auch alles, was die Psyche tut und erlebt, wie Denken und Fühlen, im Wesentlichen entlang dieses Kreises verlaufen. Mit anderen Worten: Das Leben als persönliche Erfahrung (Psyche) würde sich im Wesentlichen entlang dieses Kreises abspielen.

Im Modell der elementaren Wandlungen im Tierkreis der Sektion sternzeichen wandeln sich alle Sternzeichen von den äusseren zu den inneren Elementen (ausser dem erwünschten Zielelement). Das Innere ist der Ort, an dem man die Psyche vermuten könnte.

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Könnte das Argument umgekehrt werden, würde die Annahme, dass die Psyche innen ist, die Übergänge des Tierkreises implizieren ? Zumindest sind sie allgemein in dem Sinne, dass sie für jedes Element den Übergang vom äusseren Nachbarelement über das Element selbst zum inneren Nachbarelement wählen.

Alle Transformationen im Leben wären also im weitesten Sinne ein Lernen, enden im Inneren, aber mit Hoffnungen auch für das Aussen, vielleicht sogar oft als Nachkommenschaft, neues Leben.

Und die Psyche wäre eng verbunden mit e5.

War die prähistorische Psyche der Menschen vielleicht noch nicht so sehr in der Lage gewesen, die beiden aktiven Elemente voneinander zu trennen, das, was das Individuum aussen bewegen kann (emo) von den darauf bezogenen Gedanken (eri?), und bezeichnete beides als eine einzige Erfahrung des Alltags als Feuer/Rot, was Schwarz/dunkel für den weitgehend gegebenen Zustand der Dinge aussen (ero) und Weiss/hell für den weitgehend gegebenen Fluss der Dinge im Inneren (emi) übrig liess ?

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Also zunächst nur drei Proto-Elemente, von denen sich das ‘rote’ Feuer später in gelbes Feuer plus rote Luft aufspaltete ? Und bevor die Menschen lernten, Feuer zu bewahren und später zu erschaffen, eine passivere Psyche von meist nur ‘schwarz und weiss’, mit Feuer/Licht im Wesentlichen als einem gegebenen Phänomen aussen und innen ? Und vielleicht Schwarz für aussen, weil es nachts ohne das Feuer der Sonne dunkel ist oder auch in einer Höhle ohne Lagerfeuer, während es im Inneren des Geistes jederzeit hell sein kann ? Und davor Schwarz und Weiss in ständiger Veränderung in eins vermischt, wie im Yin-Yang ☯ oder in einigen Fragmenten von Heraklit ?

leads

  • Bei den vier Aufgaben der Psyche in Apuleius’ Der goldene Esel geht es nominell um elementare Wandlungen der Psyche.

    Die vier Aufgaben befinden sich in der Mitte des Buches, dreifach verschachtelt in die äussere Geschichte von Lucius als Esel, das Märchen von Amor und Psyche und die Besuche von Psyche bei verschiedenen Gottheiten um Hilfe, bis sie bei Venus landet, die ihr die vier Aufgaben stellt.

    Während die beiden äussersten Geschichten zum Teil auf bekannten älteren Mythen und Volksmärchen beruhen und die antiken Götter ihr bekanntes Wesen widerspiegeln, scheint dies bei den Aufgaben der Psyche nicht der Fall zu sein. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass Apuleius sie sich selbst ausgedacht hat oder dass sie zumindest zu seiner Zeit entstanden sind, um bestimmte neue Ideen zu vermitteln.

    Von Apuleius’ Werken sind nur wenige erhalten geblieben. Eines davon ist Platon und seine Lehre, eine Kurzfassung von Platons Philosophie, ein anderes ist Über den Gott des Sokrates, mit Gedanken zu ‘Dämonen’ als Wesen, die in der Luft leben, und er übersetzte Platons Phaidon ins Lateinische, wo Sokrates am Abend vor seinem Tod durch Schierling für die Unsterblichkeit der Seele argumentiert.

    Das Wort, das Platon für Seele verwendete, ist psychê, was wörtlich altgriechisch für Schmetterling ist, dieses mystische kurzlebige Wesen.

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    Ein Schmetterling wird oft erblickt wenn er sich entweder auf einer Blume ausruht oder zur nächsten weiterflattert, was an die Psyche erinnert, die oft eine Weile bei einem Thema verweilt und dann zum nächsten “flattert”, oft auch auf eine eher zufällig wirkende Weise.

    Apuleius lebte in einer sehr fruchtbaren Zeit, in der viele symbolische Systeme eine Form fanden, in der sie dann viele Jahrhunderte lang blieben, indem sie griechische und ägyptische/afrikanische Ansichten zu etwas Neuem verschmolzen: Sternzeichen bekamen ihre zugeordneten Elemente; im Stoizismus wurde die höchste, leichteste Form des Pneuma psychê genannt; in der Alchemie ist der Übergang zum Stein der Weisen schwarz-weiss-gelb-rot die gleiche Reihenfolge der Elemente wie offenbar in den Aufgaben der Psyche; eine Mumie erinnert an die Puppe, in die sich eine Raupe einspinnt und später als Schmetterling schlüpft, ein Kokon als eine Art Gefäss auf dem Weg zu einem höheren Leben; der Weg führt in der Zeit zurück zu Seidenraupen, den wechselnden Farben einer Maulbeere und der grossen Göttin, oder vorwärts zu damals aufkommenden Religionen wie dem Christentum, die die Idee einer unsterblichen Seele beinhalten, und so weiter.

    Der Originaltitel des Buches war Metamorphoseon Libri XI, was wahrscheinlich der Grund ist, wieso Apuleius die Aufgaben der Psyche als elementare Wandlungen der Seele konzipierte und sie in den Mittelpunkt seines Meisterwerks stellte.
  • Mythen haben den Zyklus der Elemente vielleicht genauer und stromlinienförmiger ausgearbeitet als die meisten anderen Geschichten, denn in den Mythen war ursprünglich nur das wichtig, was die Mühe wert war, es während des Lebens auswendig zu lernen und mündlich von einer Generation an die nächste weiterzugeben. Insbesondere die Mythen um die Sternzeichen herum könnten sogar noch spezifischer nur bestimmte Segmente des Zyklus der Elemente widerspiegeln.
  • Etwas beobachten, das aussen geschieht (emo), kann zu Einsichten in die Funktionsweise der Welt (eri) führen, so dass die Psyche entlang des Kreislaufs der Elemente, emo → eri, operiert hätte. In den Naturwissenschaften ginge es viel um diesen Teil des Kreislaufs, der im Wesentlichen Experiment (emo) und Theorie (eri) verbindet.

    Man könnte zum Beispiel nicht viel darüber lernen, was ein Würfel ist, wenn er sich nicht bewegt (emo) oder man sich selbst bewegt und ihn aus verschiedenen Winkeln betrachtet oder ihn in der Hand dreht (eri → emo). Das Betrachten eines Würfels aus einer einzigen Perspektive (ero) würde es nicht erlauben, viel über einen Würfel als physisches Objekt mit spezifischen Eigenschaften und Symmetrien zu lernen, könnte aber dennoch die Stimmung (emi?) verändern. Eine solche Stimmung könnte es immer noch ermöglichen, etwas zu lernen, in dem Sinne, dass man später in der Lage wäre, einen Würfel wiederzuerkennen, wenn man einem anderen aus einem ähnlichen Blickwinkel begegnet, aber nicht gross in einer bewusst analytischen Art und Weise, und das Erkennen könnte wohl eher indirekt aus einem Übergang emi → eri, aus dem Lernen aus verschiedenen Stimmungen heraus entstehen.

    Auch wenn im Modell der Sternzeichen die Übergänge letztlich eher nach innen gehen würden, würde es in der Praxis oft in beide Richtungen gehen, z.B. wenn man einen Würfel von verschiedenen Seiten betrachtet, ihn sowohl bewegt, eri → emo, als auch aus seinen Bewegungen lernt, emo → eri, in einer engen Rückkopplungsschleife.

    Bei emi mag bereits viel mehr unbewusst ablaufen, als offensichtlich ist, es mögen vielleicht bereits eine Menge Vergleiche verschiedener Erfahrungen (ero) im Hintergrund ablaufen, die eri dann analysieren könnte, indem es emi innen ähnlich wie emo aussen beobachtet. Und das, was eri postulieren würde, könnte wiederum eine emotionale Reaktion hervorrufen, und so weiter ?
  • Wie würde die vielleicht etwas subtilere Sichtweise der dualen weiblichen und männlichen Elemente des I Ging hierher passen ? Und ganz allgemein in das astrologische Modell der Wandlungen im westlichen Tierkreis ? Wie verhält es sich mit dem chinesischen Tierkreis, der wahrscheinlich etwa um das Jahr Null herum entstanden ist, wie ähnliche Systeme im Westen ? Spiegelt er auch elementare Übergänge der Psyche wider ? Oder vielleicht etwas anderes ? Wie steht es mit anderen Tierkreisen ?
  • Ist es wahr, dass die Psyche im Inneren ist, dass alles im Laufe des Lebens nach innen wandert, oder ist das eher eine westliche Sichtweise, die letztlich nicht wahr ist ? Aber vielleicht ein Teil der Wahrheit, wenn man ähnliche Übergänge “in die andere Richtung” hinzufügen würde, um das auszugleichen, oder auf andere Weisen ?
  • Ich habe die Farben des Feuers in der Illustration des archaischen Kreises vertauscht, so dass die dunklere Farbe (Rot) näher an Schwarz und die hellere Farbe (Gelb) näher an Weiss ist, genau wie in der Alchemie.
  • Bevor es Landwirtschaft gab, mussten die Menschen im Wesentlichen der Natur folgen. Wo sich aufhalten, wo etwas zu essen finden, lag jenseits der menschlichen Kontrolle. Auch der Fluss von Gefühlen, Träumen und Visionen war anfangs nichts, was die Menschen analytisch angehen konnten. Das kam wahrscheinlich mit der Zeit durch das Erzählen von Geschichten, mit Mythologie und anderen Geschichten. Abstrakte Konzepte wie die Liebe wurden zunächst als Gottheiten wie Aphrodite/Venus personifiziert, erst später wurden die Dinge noch abstrakter, wie in der griechischen Philosophie.
  • Das stille Lesen eines Textes war in der Antike offenbar nicht üblich. Texte wurden vielmehr laut rezitiert, daher auch Texte oft in Reimen, um ihnen Rhythmus und Melodie zu geben. So waren innen und aussen von dem, was die Psyche aktiv tat, noch zum Teil ineinander verwoben: kein Denken ohne Sprechen oder Handeln.
  • Neues Testament Wiedererlangungs-Übersetzung, 1 Th 5:23, Fussnote 5c:

    “Der Geist als unser innerster Teil ist das innere Organ, das das Gottesbewusstsein besitzt, damit wir mit Gott in Kontakt treten können (Johannes 4,24; Röm. 1,9). Die Seele ist unser eigenes Ich (vgl. Mt 16,26; Lk 9,25), ein Medium zwischen unserem Geist und unserem Körper, das ein Selbstbewusstsein besitzt, damit wir unsere Persönlichkeit haben können. Der Körper als unser äusserer Teil ist das äussere Organ, das ein Weltbewusstsein besitzt, damit wir mit der materiellen Welt in Kontakt treten können.”

    Von innen nach aussen könnte man dies also als die Farben der reifenden Maulbeere sehen, Geist-Wasser-Weiss, Seele-Luft|Feuer-Rot, Körper-Erde-Schwarz; Teil des Zyklus emi-eri|emo-ero; innen und aussen die passiven Elemente, dazwischen die aktiven.

    Es ist jedoch zu beachten, dass es sich bei der Fussnote eher um eine moderne Interpretation/Einsicht handeln könnte als um explizite oder implizite antike Ansichten; Geist-Seele-Körper waren im Griechischen pneuma-psyche-soma.
  • Woher kommt in der heutigen psychologischen Astrologie die Identifikation von Luft-Denken und Wasser-Fühlen ? Vielleicht aus Jungs “Psychologischen Typen”, aber ist das dort auch so ? Und wie sieht es mit den antiken Theorien der Humore und Temperamente aus, spiegeln sie diese Sichtweise ?

    Temperamente scheinen fast nur das äussere Erscheinungsbild und das Verhalten beschrieben zu haben, nicht aber die innere Motivation. Zum Beispiel wurden Phlegmatiker (‘Wasser’) als eher langsam und schwach betrachtet. Und die Temperamente scheinen im Zusammenhang mit der Astrologie kaum erwähnt worden zu sein.

    Eine Hinwendung zur Psychologie scheint erst im 20. Jahrhundert stattgefunden zu haben, auch im Zug der Entwicklungen um Freud und andere. In Alan Leos Beschreibungen der Elemente in The Art of Synthesis (1912) scheint es bereits einige Tendenzen in diese Richtung zu geben.

    Aber es scheint, dass Jung als erster vier rein psychologische Funktionen definiert hat, um daraus über Intro- und Extraversion 8 psychologische Typen abzuleiten. In Psychologische Typen hat es ein umfangreiches Kapitel mit Begriffsdefinitionen, in dem er auch ‘Denken’, ‘Fühlen’, ‘Empfinden’ und ‘Intuition’ definiert.

    Aus meiner Sicht geht Empfindung über das blosse Registrieren von Dingen hinaus, sie umfasst auch das, was ich als ‘Messung’ bezeichnen würde, die Übersetzung von Sinneseindrücken in abstraktere Konzepte wie z.B. ‘Hund’, was auch eine gewisse Kategorisierung beinhaltet. Der bewusste Verstand arbeitet dann hauptsächlich mit diesen Kategorien, logisch oder auch auf andere bewusste Weise, einschliesslich der Beurteilung von Dingen. Ein Gefühl ist eine Art unbewusste Kategorisierung als Reaktion auf andere Dinge, die im Gehirn vor sich gehen, eine Art Einspeisung von Daten in ein neuronales Netzwerk, und das Netzwerk erkennt dann vielleicht etwas, das verdächtig ist, was zu dem entsprechenden Gefühl führt, aber das vereinfacht wahrscheinlich schon zu sehr. Schliesslich würde Intuition im Sinne von Jung meiner Ansicht nach unbewusste Schöpfungen umfassen, die zur weiteren Beurteilung und Analyse bewusst werden, sozusagen das Ergebnis eines generativen neuronalen Netzwerks, das verschiedene Ideen produziert, von denen einige nach einer elementaren unbewussten Prüfung bewusst werden dürfen. So würde ich die Dinge kurz gefasst beschreiben, und Jung war wohl schon 1921 nahe daran.

    Aber ich bin mir nicht sicher, ob diese Kategorien wirklich so natürlich sind, auch wenn sie sicherlich viele Dinge auf nützliche Weise widerspiegeln.

    In meinem persönlichen Gefühl wäre Jungs Buch einseitig auf Weisen, die später zu mühseligen Wirrungen für ihn führten, inklusive dem roten Buch.