raum und zeit

Stell dir vor, du hättest erst gerade jetzt damit begonnen, die Welt anzuschauen.

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Eins der ersten Dinge, die dir auffallen, ist der Raum. Es gibt dich und eine Aussenwelt, die du sehen kannst, und du kannst mehr als ein Ding sehen. Was dich und was du siehst trennt, und was die verschiedenen Dinge, die du siehst, trennt, ist Raum in seiner unmittelbarsten Definition.

Dann bemerkst du auch rasch, dass sich manche Dinge bewegen und andere nicht. Das ist die Zeit, wiederum in ihrer unmittelbarsten Definition, als Bewegung oder Ruhe.

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Dinge können je ausserhalb und innerhalb des Geistes ruhen oder sich bewegen. Somit gäbe es a priori 4 verschiedene Arten von Dingen: Was sich aussen bewegt, was aussen ruht, was sich innen bewegt und was innen ruht. Ich nenne sie Elemente und gebe ihnen die folgenden Namen: emo, ero, emi und eri.

emo bewegt (moves) aussen (outside)
ero ruht (rests) aussen (outside)
emi beweg (moves) innen (inside)
eri ruht (rests) innen (inside)

Wobei “emo” ein Akronym ist für “element that moves outside”, also Element, das sich aussen bewegt, und analog für die anderen drei.

spuren

Ein paar Literaturzitate, Ideen und andere Sichtweisen. Siehe immer auch ‘artemis’ für ev. Artikel, welche einige Themen zeitgenössisch zugänglicher beleuchten könnten.
  • A priori gibt es nur eine Erfahrung des Seins, die alles, was ist, umfasst. In diesem Sinne könnten Raum und Zeit oder die Elemente, wie oben vorläufig definiert, bereits alles sein, was ist. Ein bewusster Geist oder von den Elementen getrenntes Selbst müsste a priori nicht notwendig sein, noch müsste es auf einen Teil der Elemente (wie auf innen) beschränkt sein.

    Aber trotzdem weiter unten noch einige Überlegungen zu einem beobachtenden Selbst. Plus, sehr wahrscheinlich damit zusammenhängend, die Definition eines fünften Elements e5 in der nächsten Sektion.
  • Immanuel Kant. Kritik der reinen Vernunft. 1787.

    In den ersten Kapiteln zeigt Kant, dass einige beobachtbare Dinge nicht vom Selbst isoliert werden können, sondern stattdessen selbst a priori notwendig für das Denken und die Beobachtung zu sein scheinen. Zu diesen apriorischen Begriffen gehören Raum und Zeit in ihrem unmittelbaren Sinn—die Struktur, in der die Dinge im Geist erscheinen und ausserhalb von ihm zu existieren scheinen.
  • “Vermittelst des äusseren Sinnes (einer Eigenschaft unsres Gemüts) stellen wir uns Gegenstände als ausser uns, und diese insgesamt im Raume vor. Darinnen ist ihre Gestalt, Grösse und Verhältnis gegen einander bestimmt, oder bestimmbar. […], Der Raum ist kein empirischer Begriff, der von äusseren Erfahrungen abgezogen worden. Denn damit gewisse Empfindungen auf etwas ausser mich bezogen werden (d.i. auf etwas in einem andern Orte des Raumes, als darinnen ich mich befinde), imgleichen damit ich sie als ausser und neben einander, mithin nicht bloss verschieden, sondern als in verschiedenen Orten vorstellen könne, dazu muss die Vorstellung des Raumes schon zum Grunde liegen. Demnach kann die Vorstellung des Raumes nicht aus den Verhältnissen der äussern Erscheinung durch Erfahrung erborgt sein, sondern diese äussere Erfahrung ist selbst nur durch gedachte Vorstellung allererst möglich. […] Man kann sich niemals eine Vorstellung davon machen, dass kein Raum sei, ob man sich gleich ganz wohl denken kann, dass keine Gegenstände darin angetroffen werden.”
  • “Die Zeit ist kein empirischer Begriff, der irgend von einer Erfahrung abgezogen worden. Denn das Zugleichsein oder Aufeinanderfolgen würde selbst nicht in die Wahrnehmung kommen, wenn die Vorstellung der Zeit nicht a priori zum Grunde läge. […] Man kann in Ansehung der Erscheinungen überhaupt die Zeit selbsten nicht aufheben, ob man zwar ganz wohl die Erscheinungen aus der Zeit wegnehmen kann.”
  • Arthur Schopenhauer. Die Welt als Wille und Vorstellung. 1819.

    “[…] dass die Welt, welche ihn umgiebt, nur als Vorstellung da ist, d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes, das Vorstellende, welches er selbst ist. – Wenn irgendeine Wahrheit a priori ausgesprochen werden kann, so ist es diese: denn sie ist die Aussage derjenigen Form aller möglichen und erdenklichen Erfahrung, welche allgemeiner, als alle andern, als Zeit, Raum und Kausalität ist: denn alle diese setzen jene eben schon voraus, und wenn jede dieser Formen, welche alle wir als so viele besondere Gestaltungen des Satzes vom Grunde erkannt haben, nur für eine besondere Klasse von Vorstellungen gilt; so ist dagegen das Zerfallen in Objekt und Subjekt die gemeinsame Form aller jener Klassen, ist diejenige Form, unter welcher allein irgend eine Vorstellung, welcher Art sie auch sei, abstrakt oder intuitiv, rein oder empirisch, nur überhaupt möglich und denkbar ist.”

    Das Wort “Vorstellung” (engl. wird “idea” verwendet) heisst unmittelbar “etwas vor einen stellen”, räumlich oder zeitlich.
  • Wenn ich mir etwas vorstellen kann, ist es dann wirklich in mir ? Gibt es nicht bereits eine Trennung (Raum) zwischen mir und dem, was ich mir vorstelle ? So eine extreme Definition von Selbst oder Innen würde bedeuten, dass das Selbst keine (bewusst zugänglichen) Attribute, kein Gedächtnis usw. haben könnte, weil jedes solche Attribut des Selbst etwas wäre, das vom Selbst betrachtet werden könnte und somit per Definition nicht Teil des Selbst wäre…
  • Diese Definition von Selbst erinnert an das Tao (“Weg”) im Taoismus. Laotse beginnt das Tao Te King mit “Das Tao das ge-Tao’t (gegangen/gesprochen) werden kann, ist nicht das wahre (unveränderliche) Tao”.
  • In der Sicht der heutigen Wissenschaft, verdrahten die Wahrnehmungsorgane das, was draussen ist, an das Gehirn zurück, wo sich auch der Geist und das Selbst befinden würden. Vielleicht würde das Selbst sogar als “mehr innen als innen” erachtet, zuerst auf das schauend, was sonst noch innen ist, und dann noch weiter hinaus auf das, was aussen ist. Aber wie viel davon könnte vielleicht Paradigma sein und sich daher im Laufe der Jahrhunderte wieder ändern ?
  • Wie würde ruhen/bewegen für andere Sinne als das Sehen definiert werden ? Wie könnte man eri und emi im Inneren messen ? Wäre der einzige “objektive” Weg, die Gehirnaktivität aussen zu messen ? Wäre das in diesem Kontext fundamental genug ? Könnte das Selbst (Beobachter) gemessen werden ?
  • Würde eine weibliche Beobachterin das, was sie sieht, auch als nicht zu ihr gehörend betrachten oder würde sie eher dazu neigen, sich mit dem zu identifizieren, was sie sieht ? (Ist der eigene Körper Teil des Selbst ? Und Liebhaber, Familie, Freunde, Haus, Garten usw. ?) Andersrum, ist die Unterscheidung zwischen innen und aussen hart oder weich (graduell) ?
  • Wie steht es mit Schlaf, Träumen, Trance, Trunkenheit ? Wieso nur einen vollständig bewussten Beobachter haben ?
  • Gibt es bereits innen/aussen für ein Neugeborenes ? Ich habe eine Erinnerung vom Alter von 3 bis 4 Jahren als ich begann ein Bewusstsein zu haben mit damals einer Erinnerung von der Geburt (also eine Erinnerung an eine Erinnerung), welche anscheinend die weisse Decke im Spital mit Lichtern darauf war.